Dominik Richert

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Dominik Richert (* 4. Mai 1893 in St. UlrichElsass; † 27. März 1977 ebenda)[1] war ein elsässischer Landwirt, der sich selbst auch als „Ackerer“ bezeichnete, deutscher Soldat und Deserteur im Ersten Weltkrieg. Bekannt wurde er postum mit seinen Erinnerungen aus seiner Kriegszeit, die erst 1989 unter dem Titel Beste Gelegenheit zum Sterben veröffentlicht wurden.[2]

Inhaltsverzeichnis

Kriegserlebnis

Richert wurde im Alter von 20 Jahren im Oktober 1913 zum Infanterie-Regiment „Prinz Wilhelm“ (4. Badisches) Nr. 112 in Mülhausen (Elsass) eingezogen, in dem unter anderem auch OberleutnantHermann Göring diente. Im Ersten Weltkrieg war er an der Westfront im Elsass und später in Frankreich und an der Ostfront eingesetzt. Mit dem Infanterie-Regiment „von Boyen“ (5. Ostpreußisches) Nr. 41 war bei der Erstürmung des Zwinin. Dann erkrankte er an der Ruhr und verbrachte eine Zeit im Lazarett in Lemberg und im Genesungsheim in Frauenstadt.[3] Nach der Genesung kam er zum Ersatzbataillon nach Speyersdorf bei Königsberg, dann nach Memel und schließlich meldete er sich, um dem erneuten Fronteinsatz im russischen Winter zu entgehen zur MG-Ausbildung in die 1. Ersatz-MGK des I AK in der Festung Pillau. Daraufhin kam er zur MG-Kompagnie des Infanterie-Regiment „Graf Dönhoff“ (7. Ostpreußisches) Nr. 44 im Stellungskrieg vor Riga. Als das Regiment zum Jahreswechsel 1916/17 an die Westfront verlegt wurde, mussten alle Elsässer, also auch Richert, wegen der Desertionsgefahr an der Ostfront verbleiben und so kam er zum Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 260 und wurde zum Unteroffizier befördert. Die Auswirkungen des Steckrübenwinters waren an der Front ebenfalls spürbar und die Versorgungslage verschlechterte sich drastisch. InJēkabpils kommandierte er eine Maschinengewehr-Abteilung beim Infanterie-Regiment Nr. 332 und erlebte die Besetzung Rigas. Nach dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk wurde er auf demTruppenübungsplatz Altengrabow auf die Westfront vorbereitet. Am 21. März 1918 kam er wieder in Frankreich bei der Deutschen Frühjahrsoffensive zum Einsatz. Am 24. und 25. April 1918 machte er beim Dorf Cachy als MG-Schütze seine erste Panzerschlacht an der Westfront mit. In der Nacht vom 23. auf den 24. Juli 1918 lief er unter Lebensgefahr zu den Franzosen über und wurde dafür in Abwesenheit von einem deutschen Militärgericht zum Tode verurteilt. Seine Erinnerungen hat er in den Winterabenden zu Papier gebracht.

Richerts Kriegserinnerungen wurden in Deutschland Jahrzehnte später erstmals unter den Titel Beste Gelegenheit zum Sterben veröffentlicht. 1992 wurde auf Grundlage des Buches ein Dokumentarfilm mit dem Titel Beste Gelegenheit zum Sterben produziert.[4] Wolfram Wette benutzte diese Aufzeichnungen 1992 bei der Recherche für sein 1998 erschienenes Buch Der Krieg des kleinen Mannes. Eine Militärgeschichte von unten.[5]

Auszeichnungen

Richert wurde mit dem EK II und dem braunschweigischen Kriegsverdienstkreuz ausgezeichnet.

Familie

Nach seiner Heimkehr aus dem Krieg arbeitete Dominik Richert wieder als Bauer. Er war verheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor: Ulrich (* 1922) und Marcel. Ulrich Richert ist Schriftsteller und hat mehrere Bücher über seinen Vater, die Geschichte seiner Familie und die seiner Heimat, des Sundgaus, verfasst.[6]

Bilder

Literatur

  • Rémy CazalsDeux fantassins de la Grande Guerre: Louis Barthas et Dominik Richert. In: Jules Maurin, Jean-Charles Jauffret (Hrsg.): La Grande Guerre 1914–1918, 80 ans d’historiographie et de représentations. Montpellier, ESID 2002, OCLC 695237845  , S. 339–364.
  • Hilda Inderwildi: Naissance et constitution d’une conscience pacifiste dans les rangs des paysans alsaciens au moment de la Première Guerre mondiale. L’exemple de Dominik Richert (1893–1977). In: Jean-Paul Cahn, Françoise Knopper, Anne-Marie Saint-Gille (Hrsg.): De la guerre juste à la paix juste. Aspects confessionnels de la construction de la paix dans l’espace franco-allemand (XVIe–XXe) siècle. (= Histoire et civilisations.) Presses universitaires du Septentrion, Villeneuve d’Ascq 2008, ISBN 978-2-757-40038-8, S. 199–210.
  • Wolfram WetteDie unheroischen Kriegserinnerungen des Elsässer Bauern Dominik Richert. In: Wolfram Wette: Der Krieg des kleinen Mannes. Eine Militärgeschichte von unten. München 1998, ISBN 3-492-11420-2.
Schriften
  • Dominik Richert: Beste Gelegenheit zum Sterben. Meine Erlebnisse im Kriege 1914–1918. Hrsg. v. Bernd Ulrich und Angelika Tramitz, Knesebeck München 1989, ISBN 3-926-90115-2.

Weblinks

 Commons: Dominik Richert  – Bildersammlung

Einzelnachweise

  1.  Auskunft des Sohns Ulrich Richerts am 6. Dezember 2013: „Monsieur RICHERT Dominique: Monsieur Dominique est né le 4 mai 1893. II est décédé le 27 mars 1977“.
  2.  Wolfram Wette: Ackerer, Alsacien, Deserteur, Schriftsteller. In: Frankfurter Rundschau. vom 3. Januar 1991.
  3.  Dominique Richert, der kleine Bauer aus dem Elsaß  auf dsm1918.de, abgerufen am 5. Februar 2014.
  4.  Abspann zu Beste Gelegenheit zum Sterben  auf youtube.com, bei 1:12:50, abgerufen am 5. Februar 2014.
  5.  Täter und Opfer  in: Der Spiegel. vom 27. Juli 1992, abgerufen am 5. Februar 2014.
  6.  Foto und Informationen zu Ulrich Richert 

 

Quelle: Wikipedia – http://de.wikipedia.org/wiki/Dominik Richert (Vollständige Liste der Autoren des Textes [Versionsgeschichte])    Lizenz: CC-by-sa-3.0

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